Volha Hapeyeva

📷 Nina Tetri

Volha Hapeyeva
stellt die große Frage aller Heimatlosen …

„Samota“, so heißt nicht nur der grandiose Debütroman von Volha Hapeyeva (Droschl 2024), so lässt sich auch der Begriff „Einsamkeit“ aus dem Belarussischen übersetzen. Der Untertitel „Die Einsamkeit wohnt im Zimmer gegenüber“ deutet das schon an und lässt erahnen: Volha Hapeyeva kommt von der Lyrik und aus Minsk.

Seit den Demonstrationen in Bela­rus lebt Hapeyeva im Exil in Deutschland und hat in Graz – mit dem Droschl Verlag – ihre literarische Heimat gefunden. Dort erschien letztes Jahr ihr wunderschöner Gedichtband „Trapezherz“, mit dem sie u.a. prompt zum Lyrikfestival W:ORTE und zum Hausacher Leselenz eingeladen wurde. Nun freuen wir uns, sie mit ihrem ersten Roman zu erleben. Ein sprachliches Ereignis ist sie da wie dort (auch Dank der großartigen Übersetzungen von Matthias Göritz, der übrigens – eh klar – selbst schon beim Prosafestival war). Schon in ihrem Lyrikband durchstreift Hapeyeva Sprachen und Länder, Zeiten und Planeten. Sie vereint Wehmut und Liebe, Verspieltes und Ironisches, Momentaufnahmen und Philosophisches, Körperlichkeit und Sinneseindrücke sowie Einsamkeit, Heimat und Nomadentum.

All das findet sich auch in ihrem feinen, funkelnden und fantastisch einfallsreichen Roman. Poetisch-skurril spielt er auf zwei Zeitebenen, an unterschiedlichen Orten und Zeiten. Die Figuren – vor allem Vulkanologin Maja und Universitätsdozentin Helga-Maria – reisen um den halben Erdball, gehen Beziehungen ein und erkunden die Welt von Tieren, Menschen und Vulkanen. Und sie erkunden das düstere Grenzland zwischen Empathie und emotionaler Kälte. Hapeyeva plädiert poetisch und warmherzig für Empathie – das unterstützen wir gerne!

Text: Robert Renk